Zuerst habe ich es nachgeschlagen um zu wissen, was es im Zusammenhang mit Ventilen bedeutet: totraumfreie verhindern Verunreinigungen im Ventil. Ohne Frage, definitiv nützlich. In einem von Winkeln und Ecken freier Gegenstand bleibt nichts hängen oder liegen. Es kann sich nichts bilden, das dort unerwünscht ist.

Und wie so oft hielt der Anthropomorphismus in mir inne, blickte halb ins Nichts und fragte:
was ist das für ein Dasein? Wenn der Totraum, wie ein Mensch, zwar seinen Zweck erfüllt, aber sonst nichts weiter sein kann? Da alles einfach durch ihn hindurchgeht. Nur eine Hülle. Ohne Möglichkeit zur Veränderung, da sich nichts absetzen kann.
Was, also, wäre, wenn man diesen Totraum befreite? Wenn er sich plötzlich falten und wickeln könnte. Wenn sich anderes Leben in ihm absetzen oder gar ablagern könnte. Er könnte erleben und Geschichten erzählen. Er wäre frei. Frei von dieser Leere. Frei, um sich zu füllen, ob nur für kurz oder lang.

So, wie es uns Menschen ergeht. Wir erleben und wir empfinden. Nur dadurch sind wir mehr als reiner Zweck für unsere Umgebung. Unsere Gefühle setzen sich in uns ab wie Besucher auf einem Rastplatz und erzählen uns dies und jenes, bevor sie weiterziehen. Oder sie schlagen ihr Lager auf; dann ist es an uns selbst, sie zur Weiterreise aufzufordern. Bestenfalls bevor sie uns verunreinigen und zuviel unseres freien Raumes nehmen; ein Abtöten von Freude herbeiführen.
Diese Balance mit unseren Besuchern zu finden, ist grundsätzlich ein lebenslanger Tanz, ein immer wieder neues Spiel, denn jeder Besuch ist ein wenig anders.

Doch ist genau das das Abenteuer unseres Alltags, unseres Lebens und ergänzt unseren Zweck mit einem (unserem ganzen eigenen) Sinn.
Was wären wir schon, ohne Winkel und Ecken, in denen unser Leben stattfindet. Egal, wie anstrengend und aufreibend es immer wieder ist, denn andernfalls bliebe nichts von uns.
Zum Glück, also, sind wir frei von totem Raum.